Getting to Know Diversity: Ethnographie und ihre Grenzen

Getting to Know Diversity: Ethnographie und ihre Grenzen

Veranstalter
Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung, Eberhard Karls Universität Tübingen
Veranstaltungsort
Ort
Tübingen
Land
Deutschland
Vom - Bis
14.09.2017 - 15.09.2017
Deadline
01.03.2017
Website
Von
Dr. Gero Bauer und Dr. Halyna Leontiy

‚Diversität‘ ist als Begriff in der kultur-, sozial- und geisteswissenschaftlichen Forschung immer stärker präsent, bleibt aber zugleich, bedingt durch seine scheinbar unlösbare definitorische Unschärfe, in seiner Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit umstritten. Kann ‚Diversität‘ als Forschungskategorie im Allgemeinen und für ethnographisch ausgerichtete Forschungsansätze im Besonderen konstruktiv aktiviert werden?

Auf dieser Konferenz sollen intersektionale Perspektiven auf ‚Diversität‘ in ethnographischer Forschung im Vordergrund stehen. Intersektionalität – sowohl in der empirischen Forschung als auch in der theoretischen Entwicklung – als Ansatz, der die Verschränkung personen- und gruppenbezogener Differenzkategorien anerkennt, verspricht weitreichendere Erkenntnisse aufzubringen als die Fokussierung auf einzelne Kategorien. Aber wie können Intersektionalität und ‚Diversität‘ in der Forschung konkret umgesetzt werden? Wie kann mit der unvermeidbaren Problematik der Schaffung von Kategorien (induktiv oder deduktiv) und ihrer differenzierten und differenzierenden Reflexion umgegangen werden? Auch wenn Personen- und Gruppenkategorien alltagsweltlich als Eigenschaften der entsprechenden Menschen oder Gruppen wahrgenommen werden, handelt es sich aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive doch um prinzipiell kontingente und kontextspezifische Unterscheidungen.

Gerade von ethnographisch arbeitender Forschung ist zu erwarten, dass sie unter Einbeziehung intersektionaler Perspektiven und einer Sensibilität für ‚Diversität‘ konkrete und spezifische Beobachtungen und Interpretationen des Sozialen hervorbringen kann, die einen großen Grad an Differenzierung erlauben. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wo auch solche Ansätze ‚im Feld‘ und in der Interpretation an ihre Grenzen stoßen. Eine komplementäre Beteiligung rein hermeneutisch arbeitender Wissenschaften scheint hier fruchtbar, da die kritische Auseinandersetzung mit kulturellen Artefakten (Text, Bild, etc.) eine Metaebene eröffnet, die im interdisziplinären Austausch mit sozial- und kulturwissenschaftlicher ‚Feldforschung‘ weitere Perspektiven eröffnen kann.

Ergänzend und kontrastierend zu einem Verständnis von Ethnographie als wissenschaftlich-beobachtende Arbeit im Feld soll hier auch eine Perspektive eingeschlossen sein, die beispielsweise Literatur als Ethnographie begreift, insofern als die fiktive Darstellung gesellschaftlicher und zwischenmenschlicher Prozesse einen nicht unerheblichen Beitrag zum Verständnis verschiedenster sozialer und kultureller Zustände und Strukturen beitragen kann – gerade in Bezug auf Fragen von Heterogenität und Diversität.

Bei der geplanten Tagung sollen laufende oder bereits abgeschlossene Forschungsprojekte diskutiert werden, die versuchen, ‚Diversität‘ und Intersektionalität in ethnographische Ansätze zu integrieren – seien sie praktisch (‚im Feld‘) oder theoretisch (literaturwissenschaftlich / philosophisch / …) Beiträge sollten einige der folgenden Meta-Fragen stellen:

- Wie kann ‚Diversität‘ als Forschungskategorie in der ethnographischen Arbeit produktiv werden?
- Wie gehen Forschende mit dem methodischen Problem der Produktion, Reproduktion und Reflexion von Kategorien um? Welche Kategorien werden schon an das ‚Feld‘ herangetragen und welche Kategorien begleiten den Interpretationsprozess? Wie und warum entstehen sie?
- Wie gehen Forschende mit der Vielfalt empirischer Ergebnisse um, ohne in ‚einfache‘ Reduktionen auf monolithische Kategorien zu verfallen?
- Kann ‚Diversität‘ als eine Art Meta-Kategorie fungieren, die den Anspruch an Intersektionalität aufrecht erhält?
- Kann ‚Diversität‘ als Kategorie selbst bei der empirischen Forschung im Vordergrund stehen?
- Wo liegen die Grenzen des Erkenntnisgewinns über ethnographische Zugriffe? Wo ergänzen sich empirische und hermeneutische Ansätze sinnvoll und fruchtbar?

Hierzu laden wir Vertreter/innen kultur-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Fachbereiche und angrenzender Disziplinen ein, ihre Beiträge einzureichen. Rein hermeneutisch arbeitende Wissenschaftler/innen aus den Bereichen der Philosophie, der Literatur- und Kulturwissenschaften sind eingeladen, ihre auf der Interpretation von Texten, Bildern etc. basierten diversitätsorientierten ethnographischen ‚Fälle‘ zu präsentieren.

Abstracts von nicht mehr als 250 Wörtern Umfang können über gettingtoknowdiversity@gmail.com eingereicht werden.

Deadline für Abstracts: 1. März 2017.

Es fallen keine Konferenzgebühren an.

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English Version

The term ‘diversity‘ has become ever more present in the humanities and social sciences but remains elusive in terms of its definition and contested in terms of its usefulness. Can ‘diversity‘ be productively activated as a research category in general, and for ethnography in particular?

In this conference, we would like to focus on intersectional approaches to ‘diversity’ in ethnographic research. Intersectionality – on both an empirical and a theoretical level –, as an approach that acknowledges the entanglement of person- and group-related categories of difference, promises to produce a more thorough understanding of the ‘field’ than a mere focus on single categories. But how do ‘intersectionality’ and ‘diversity’ actually work in a concrete research setting? How to solve the inevitable problem of creating, and the challenge of reflecting categories of ‘difference’? Although individual and group categorisations are often perceived as properties of these individuals and groups, a cultural studies approach will assume these categories to be contingent and context-specific.

In addition to an understanding of ethnography as ‘scientific’ observation in the field, this conference includes a perspective that will also see literary fiction as ‘ethnography’, insofar as fictional discourses on social and interpersonal processes contribute to a better understanding of a diverse range of social and cultural states and structures – especially concerning heterogeneity and ‘diversity’.

We welcome contributions in English. Please send an abstract of no more than 250 words and a short bio to gettingtoknowdiversity@gmail.com.

Deadline for abstracts: 1st March 2017.

There is no registration fee for the conference.

Programm

Kontakt

Gero Bauer

Eberhard Karls Universität Tübingen, Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung
Brunnenstr. 30, 72074 Tübingen

gettingtoknowdiversity@gmail.com


Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
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